PANOSTITIS – EIN WACHSTUMSPROBLEM

Die Panositis ist eine Erkrankung der langen Röhrenknochen bei jungen großwüchsigen Hunden. Warum dies so ist, wurde noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass ein chronisches Stauungsödem im Markraum des Knochens während der Wachstumsphase infolge Diaphysen (=Mittelstück der Röhrenknochen) krümmung und venöser Abflußstörung entsteht. Es kann aber auch eine Durchblutungsstörung des Knochenmarks sein. Durch vermehrte Eiweißfütterung kommt es im Knochenkompartiment zur Ablagerung von osmotisch (Osmose: Hindurchtreten einer Flüssigkeit durch eine sog. Feinporige Wand) aktivem Eiweiß und die Folge ist ein Ödem, das zur Erhöhung des intraossären Drucks und zur Kompression der Blutgefäße im Markraum führt.

An weiteren Ursachen werden Stoffwechselstörungen, Allergien, Parasitosen, Autoimmunreaktionen nach Virusinfektionen sowie Hyperöstrogenismus diskutiert. Rüden sind davon häufiger betroffen als Hündinnen. Die Panositis betrifft vor allem das Fettmark. Während der cyclischen Krankheitsperoden kommt es zur Degeneration der medullären (Medulla = Mark) Fettzellen, die mit Veränderungen des marknahen Trabekelknochens einhergeht. Histologisch ist eine vermehrte osteo- und fibroblastische Aktivität im Periost (Knochenhaut) im Endost (das die Knocheninnenwände auskleidende Bindegewebe) sowie im Markraum zu erkennen. Die periostalen Ossifikationsprozesse (Ossifikation = Knochenbildungentwicklung–wachstum) sind eine Folge der Umstrukturierung und der Regeneration des Markraumes.

Die klinische Symptomatik kommt mit der akuten Lahmheit einer Gliedmaße, deren Ausmaß von gering bis hochgradig variiert. Es können auch mehrere Gliedmaßen gleichzeitig betroffen sein.

Das Durchschnittsalter der betroffenen Tiere liegt zwischen 5 und 12 Monaten, kann sich bei Hunden aber auch bis zum 2. und ausnahmsweise bis zum 5. Lebensjahr erstrecken. Es werden Entzündungszeichen wie Fieber, Anorexie (Appetitlosigkeit) und im ausgeprägten Fällen auch Apathie (Teilnahmslosigkeit gegenüber äußeren Einflüssen) beobachtet. Bei länger andauernder Krankheit entsteht eine Muskelatrophie (-schwund) an der betroffenen Gliedmaße. Das akute Stadium kann in eine chronische Verlaufsform mit schubweisen Lahmheitsepisoden in mehrwöchigen Abständen übergehen.

Diagnose:

Die Tiere zeigen bei der Druckpalpation der betroffenen Röhrenknochen starke Schmerzreaktionen.

Differenzialdiagnose:

Es kommen alle Jungtierkrankheiten mit Lahmheiten in Betracht wie Osteochondrosis dissecans, Processusanconaeus, Hüftgelenkdysplasie, Kreuzbandriss, Meniskopathie sowie Verstauchungen und Brüche in Betracht.

Therapie:

Zur symptomatsichen Schmerzbekämpfung werden nicht steroidale Anthiphlogistika und in Einzelfällen auch Glucocorticoide eingesetzt.

Die Krankheit heilt meistens bis zum 2. Lebensjahr aus.

Quelle: „Tiermedizin – Dr.Sigrid Schleich“